Wenn Zahlen lügen und doch die Wahrheit erzählen – kleine Geschichten vom Scheitern und Wiederaufstehen
Neulich saß ich in einem Café, irgendwo zwischen Laptop-Arbeitern und Studenten mit viel zu großen Kopfhörern. Neben mir zwei Männer, Mitte fünfzig vielleicht, die hitzig über ein Projekt stritten. Ich hörte nur Fetzen: „Investoren abgesprungen“, „Businessplan war zu optimistisch“, „wir hätten es wissen müssen“. Ehrlich gesagt, das war wie ein Déjà-vu. Wer schon mal an einem Schreibtisch mit einem gescheiterten Plan gesessen hat, weiß, wie das klingt: hart, bitter, aber irgendwie auch der Anfang von etwas Neuem.
Das Komische ist: Viele denken, ein Businessplan sei sowas wie ein Rezeptbuch. Zutaten aufschreiben, Mengen kalkulieren, fertig. Aber so läuft das selten. In der Praxis stolpern Unternehmen über die kleinsten Dinge – falsche Zielgruppe, unterschätzte Kosten, überschätzte Nachfrage. Und plötzlich kippt alles. Mal unter uns: Die meisten Firmen scheitern nicht an der großen Vision, sondern an den kleinen Zahlen am Rand.
Und genau da wird’s spannend. Unsere Arbeit beginnt oft nicht mit großen Reden, sondern mit einem Stapel Rechnungen, einem viel zu optimistischen Forecast und ein paar müden Gesichtern. Dann wühlt man sich durch, sortiert, streicht, ergänzt. Und irgendwann tauchen sie auf: die Hebel, die man bewegen kann, damit das Ding wieder läuft. Es ist ein bisschen wie Detektivarbeit – nur dass der Tatort ein Excel-Sheet ist.
Natürlich, es gibt Rückschläge. Aber genau dann wird Improvisation zur Kunst. Einer erzählt von einem Restaurant, das fast pleiteging, weil die Speisekarte zu kompliziert war. Ergebnis: weniger Gerichte, mehr Klarheit – und plötzlich stiegen die Umsätze. Oder der kleine Online-Shop, der zu viel in Werbung und zu wenig in Lagerlogistik gesteckt hat. Nach dem Umbau? Schwarze Zahlen.
Und dann stolperte ich beim Lesen zufällig über Rabona Selbstausschluss. Klingt erst mal weit weg, oder? Aber die Idee dahinter – Grenzen ziehen, Fehler erkennen, rechtzeitig reagieren – ist genau das, was man in der Wirtschaft auch braucht. Wer nicht loslässt, was nicht funktioniert, fährt an die Wand.
Am Ende bleibt eine Wahrheit: Businesspläne sind kein Evangelium. Sie sind ein Versuch, die Zukunft zu bändigen. Und manchmal geht’s eben schief. Aber das Scheitern ist kein Schlusspunkt, sondern ein Komma. Und hinter dem Komma geht’s weiter – mit neuen Ideen, besseren Zahlen und dem Mut, wieder aufzustehen.